Blog Helena Krenn

Heile Heile Segen

Heile, heile Segen

Heile, heile – sagst du.
Und die Luft antwortet.
Nicht mit Worten,
sondern mit einem kaum hörbaren Zittern,
das sich durch alle Dinge zieht.

Heile, heile – flüstert das Wasser.
Es erinnert sich an die Form deiner Tränen.
Und trägt sie dorthin,
wo Salz zu Licht wird.

Segen –
nicht gesprochen,
sondern gespürt.
Ein altes Wort, das barfuß durch die Zeit geht.
Es kennt keine Religion, keine Richtung.
Nur das Aufatmen.

Heile, heile – ruft das Kind in dir,
das noch weiß,
dass Wunden Portale sind.
Dass Schmerz nicht das Ende,
sondern das Öffnen bedeutet.

Heile, heile – sagt das Leben,
und meint:
Komm zurück.
Nicht zu dem, was war –
sondern zu dem,
was immer war.

Segen.
Im Einatmen.
Im Schweigen.
Im unmerklichen Zucken der Welt,
die dich heilt,
während du versuchst, sie zu verstehen.

Heile, heile Segen.
Vielleicht war es nie ein Spruch für Kinder –
sondern ein Code für Erwachte.
Ein leises Erinnern:
Alles, was sich bricht,
weiß schon, wie es wieder ganz wird.

Ein Kinderspruch.
Ein Zauberwort.
Ein Atemzug zwischen Schmerz und Trost.

Heile, heile –
das Leben flüstert es,
nicht als Versprechen,
sondern als Erinnerung:
Alles trägt in sich die Fähigkeit,
ganz zu werden.

Das Wasser weiß es,
wenn es Stein umspült.
Die Haut weiß es,
wenn sie Narben trägt.
Die Seele weiß es,
wenn sie still wird.

Segen –
das ist nicht etwas, das kommt.
Es ist etwas, das da ist,
wenn du aufhörst, dich zu wehren.

Heile, heile Segen.
Vielleicht war es nie ein Lied für Kinder,
sondern ein Gebet für Erwachsene.
Ein sanftes:
Erinnere dich.
Alles, was sich öffnet,
heilt.


Suche